Preise & Wert kommunizieren: So machst du es bei Brand- und Webdesign

 
 

Sollte man als Webdesigner eigentlich Angst vor KI haben? Wie werden sich Webdesign-Preise entwickeln? Und wie kommuniziert man seinen Wert und Preise am besten seinen Kunden gegenüber?

Genau solche Fragen bespreche ich mit Christine Sehm. Sie ist Webdesignerin und Branding Expertin und war Teilnehmerin bei meinem Programm Webdesigner Wunderland.

Wir haben uns darüber unterhalten, wie sie ihr Business, ihre Angebote und Preise weiterentwickelt hat. Und natürlich haben wir darüber geredet, welche Rolle AI auch heutzutage für Webdesigner spielt und wahrscheinlich in Zukunft spielen wird.

Also, wenn dich folgende Punkte interessieren, auf jeden Fall weiterlesen:

  • wie du als Webdesigner den eigenen Wert klar kommunizierst

  • wie du mit Preiserhöhungen umgehst und sie klar kommunizieren kannst

  • und welche Rolle AI in diesem Kontext spielt

Ready? Let’s go!


Du bist eher Typ Video? Dann schau dir das Interview mit Christine hier an:

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Bevor wir in den nerdigen Inhalt einsteigen, können wir mal kurz deine Hintergrundgeschichte aufdröseln. Wie bist du Web- und Branddesignerin geworden?

Christine: „Ich bin schon länger im Business und habe nichtsdestotrotz das Wunderland gemacht. Vor anderthalb Jahren habe ich das angefangen.

Ich habe ganz klassisch Design studiert, schon eine Weile her, und habe dann auch lange in Agenturen gearbeitet. Also kam wirklich aus der klassischen Agenturszene von Grafikerin zur Art Direktorin und so weiter.

Dann habe ich aber irgendwann aufgehört, in Agenturen zu arbeiten, und habe frei für viele Designagenturen gearbeitet. Irgendwann habe ich mich aber komplett selbstständig gemacht für eigene Kunden.

Dann habe ich 2015 mal eine amerikanische Website gesehen, die Webdesign und Branding angeboten hat. Ich fand das so ein cooles Angebot - amerikanisch, super schick aufgemacht - und da habe ich gedacht: ‘Das möchte ich auch!’

Das fand ich total toll, weil mir das immer schon am meisten Spaß gemacht hat: Logos zu entwickeln und vor allem für Selbstständige etwas zu entwickeln. Da habe ich angefangen und habe das dann immer als Pakete angeboten - so Starterpakete für Selbstständige.

Und das ging sehr gut. Das war, glaube ich, 2017. In den Anfangszeiten wurde Brand- und Webdesign auch viel gesucht.

Ich habe das Gefühl, jetzt bieten das sehr, sehr viele an, aber damals haben es einfach noch nicht so viele angeboten - also wirklich diese Pakete für Gründer.”

Okay, 2017, das ist schon ein bisschen her. War das das erste Angebot, was du wirklich auch in der Selbstständigkeit hattest, oder hast du davor noch andere Sachen getestet, die dir nicht so gefallen haben?

Victoria: Weil dieses Paket-Angebot ist eigentlich schon oft was für Fortgeschrittene - dass man direkt so ein Paket anbietet. Viele fangen an und bieten erstmal einfach alles für alle an.

Christine: “Das habe ich am Anfang auch gemacht, aber das fand ich irgendwie mühsam. Ich habe für Agenturen gearbeitet, dann für eigene Kunden, dann hat man auch mal eine Broschüre gemacht - das waren immer so verschiedene Sachen.

Aber ich fand das irgendwie cooler, wenn man eine Sache anbietet und das dann durchzieht. Und gerade beim Branding war dann schnell klar: Man braucht auf jeden Fall auch eine Website.

Manche hatten am Anfang dann wirklich nur Visitenkarte und Briefpapier - also klassische Geschäftsausstattungen.

Das Webdesign habe ich mir eigentlich selbst beigebracht. Ich habe dann mit WordPress Divi angefangen und habe mir das selbst wirklich beigebracht. Hatte am Anfang aber auch Unterstützung von anderen Programmierern und habe mich dann so reingefuchst.

Am Ende ist es auch wie ein Grafikprogramm, was man dann umsetzen kann. Und so bin ich dazugekommen.”

Das heißt, 2017 war der Markt noch so, dass du eine von den ersten warst. Und wenn du sagst, es hat sich verändert - wie hat sich dein Angebot in den letzten acht Jahren verändert?

Christine: “Das Angebot ist eigentlich noch das gleiche - dass ich Branding anbiete. Meine Kunden haben sich, glaube ich, geändert. Am Anfang habe ich ganz viel für Freunde, Freundesfreunde, Bekannte in Berlin, die sich selbstständig gemacht haben, gemacht.

Das hat sich so rumgesprochen, da musste ich auch gar nicht viel Werbung machen. Dann habe ich Logodesigns gemacht und auch Websites.

Dann, zur Corona-Zeit, dachte ich: ‘Oh! - dass man im erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis die Kunden hat und das eigentlich schon ausreicht’, bröckelte dann ab, weil sich keiner mehr gesehen hat.

Da habe ich gedacht: "Oha, ich muss jetzt vielleicht doch mal mehr machen" und habe dann mehr Marketing gemacht. Inzwischen ist das wieder eingeschlafen, aber steht immer auf der To-Do-Liste.

Ich habe aber sehr viel SEO gemacht, dass ich einfach in Berlin sichtbarer werde - also in Berlin ist es natürlich auch schwierig, weil es sehr viele Designer gibt. Aber diese Pakete für Gründer, die sich selbstständig machen wollen, das gibt es dann weniger.

Das habe ich immer mehr auch dank des Kurses Webdesign Wunderland ausgebaut: Wie kann ich meine Website so optimieren, dass mich die Leute finden, um ein Starterpaket für die Gründung zu buchen?”

Ist SEO dein Haupt-Marketingkanal gewesen, also Google-optimierte Sachen? Oder hast du noch etwas anderes gemacht?

Christine: “Ja, genau. Vor allem, wenn man dann schon ein paar Websites gemacht hat, spricht sich das rum. Ich habe Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen - das ist natürlich sehr gut, die empfehlen dann auch weiter.

Dann hatte ich verschiedene Ärzte oder Psychotherapeuten und Coaches, natürlich auch sehr, sehr viele in Berlin, und es hat sich dann herum gesprochen.

Dann war das eigentlich sehr bequem, dass das so ein Selbstläufer war und eigentlich auch noch ist.”

Was sind denn die Sachen, wo du das Gefühl hast: "Okay, die muss ich jetzt wirklich mal ändern"? Du hast dich entschlossen, in mein Webdesigner Wunderland zu kommen. Wo hast du gedacht, wo hängt es oder wo bist du stecken geblieben? 

Christine: “Während und nach Corona hat man es echt gemerkt, dass dieses ‘sich rumsprechen’, dass Weiterempfehlungen definitiv weniger geworden sind.

Da habe ich gedacht: "Oh ja, jetzt muss ich meine Website auf jeden Fall optimieren." Das haben natürlich auch sehr viele zu der Corona-Zeit gedacht.

Dann hatte ich diesen Schwung an Leuten, die dachten: "Oh ja, jetzt sitze ich zu Hause, jetzt muss ich unbedingt meine Website mal neu machen." Das ging mir auch so, weil die war dann auch definitiv veraltet - man kommt immer nicht dazu, die eigenen Portfolios zu erneuern.”

Der Klassiker unter den Webdesignern: keine Zeit für die eigene Website.

Christine: “Genau! Meine Website sah dann irgendwann wirklich etwas veraltet aus. Ich dachte: "Okay, das will man jetzt auch nicht zeigen." Die Leute sagen auch oft: "Ich will das gern so, wie du das auf deiner Website hast."

Die eigene Website ist dann schon auch eine Referenz - an erster Stelle wirklich die eigene Website. Dass das vom Stil her passt, weil mein Stil ist eher so puristisch, und das hat dann die Leute angezogen, die auch so einen Stil haben wollten.

Da habe ich dann das Portfolio erneuert und habe auch viel mehr gezeigt. Nicht nur: "Hier ist das Logo, hier ist ein Bild von der Website und hier ist der Link" - weil dann sind die Leute auch wieder weg. Man muss das eigene Portfolio einfach viel wertvoller aufbauen.”

Victoria: Das Thema ist auch ein Dauerbrenner, den wir im Webdesign Wunderland haben. Das ist nämlich die Sache, die bei mir selbst und bei allen immer unter den Tisch fällt: dass man sein eigenes Portfolio schön darstellt. Man hat meistens zwischen Projektende und dem nächsten Projekt keine Zeit, weil man schon wieder das nächste hat.

Was ich bei dir auch voll spannend finde: Du machst sehr branding-lastig Pakete. Ich erlebe oft im Webdesigner Wunderland, dass es einigen Leuten schwerer fällt, Branding zu verkaufen als Webdesign.

Bei Branding und Webdesign muss man ja zwei Sachen verkaufen bzw. du machst es als Paket.


Apropos Portfolio aufbauen – schau dir dazu auf jeden Fall das Video hier an:

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Hast du oft diesen Einwand, dass Leute denken: "Branding brauche ich nicht" oder "Website weiß ich, brauche ich, aber dann auch noch extra Geld für Branding bezahlen"?

Christine: “Das stimmt, das hatte ich auch. Bei mir kommen manchmal Kunden, die entweder nur ein Branding brauchen, aber das kommt eher selten vor. Die meisten brauchen eigentlich eine Website.

Deswegen kann ich das gut nachvollziehen - die Leute sagen: ‘Ich brauche eine Website. Ach so, ja, nee, ein Logo habe ich gar nicht und Branding habe ich auch nicht.’ Das ist vom Gedanken her eher hinten dran.

Das hatte ich früher auch viel. Dann fängt man bei der Website wirklich bei null an und hat eigentlich viel, viel mehr Arbeit, als wenn schon etwas an eigenem Branding da wäre.

Zum Glück habe ich jetzt eher Kunden, die sagen: ‘Nee, ich brauche eine Website, aber ich brauche auch unbedingt ein professionelles Branding’ - denen ist das sehr wichtig.

Es ist auch wirklich so: Wenn man nur die Website macht, dann ist es so austauschbar.

Das Wichtige ist, gerade heutzutage in der Online-Welt, dass man die Persönlichkeit zeigt - dass das eine persönliche Website ist, die wirklich zeigt, was diejenige ausmacht, die etwas anbietet.

Sei es für eine Arztpraxis oder was auch immer - dass es nicht so austauschbar ist. Man sieht wahnsinnig viel: ‘Ah, das ist diese Vorlage, da wurden nur die Bilder ausgetauscht.’

Da steht zwar der Text und das ist alles da, aber es sieht so austauschbar aus, dass man gar nicht weiter einsteigt.

Das finde ich sehr wichtig: Wenn man etwas Eigenes aufbaut, soll das auch nach einem selbst oder nach der eigenen Marke aussehen.

Wenn du "austauschbar" sagst - hast du persönlich Angst vor AI? Glaubst du, dass sich das auf das Webdesign- und Branding-Business auswirkt? 

Christine: “Ich hoffe, dass das eher hilft - dass man trotzdem das Eigene da reingibt und dann etwas Individuelles rauskommt.

Es wird bestimmt so sein, dass man auf Knopfdruck sagen kann: ‘Ich habe das und das und das, und das soll jetzt die Website werden.’

Aber das ist dann alles noch so rudimentär. Damit es wirklich individuell aussieht und nach einem selbst, muss man schon sehr viel Feinschliff machen.

Ich glaube schon, dass das sehr schnell gehen wird, dass einem da geholfen wird - vielleicht einfacher umzusetzen.

Trotzdem denke ich, dass Kunden sich auch gar nicht damit beschäftigen wollen - auch nicht mit der AI, die das dann ausspuckt.

Da hoffe ich, dass man als Designer immer noch aussuchen muss, was jetzt wirklich gut ist oder was nicht gut ist. Aus Erfahrung: Damit wollen die Leute sich nicht beschäftigen.

Man könnte auch jetzt schon ein schickes Template kaufen und mit den eigenen Bildern füllen, aber da kommt dann trotzdem nicht unbedingt das raus, was die Leute sich vorstellen.

Die haben auch gar nicht die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Deswegen glaube ich, dass Design-Jobs nach wie vor wichtig bleiben, weil man auch irgendwie lenken muss, was das Ergebnis wird.”

Victoria: Voll spannend. Ich sehe das tatsächlich auch ähnlich. Ich finde es cool, dass du das ‘lenken’ nennst.

Ich habe schon überlegt, dass sich wahrscheinlich am ehesten der Name verändert - dass man irgendwann vielleicht nicht mehr von einem Webdesigner redet, sondern dass man eigentlich eher die Projektleitung für das gesamte Online-Präsenz-Ding ist: ‘Wie brande ich mich und wie trete ich auf?’

Ich finde das deswegen so spannend, weil es so ein typischer Kommentar in meinem YouTube-Kanal ist: ‘Ja, aber AI Webdesign, wir kriegen alle keine Jobs.’

Da denke ich mir: So einfach ist das nicht. Es war schon so, dass mit den Baukastensystemen und Templates die untere Schicht sowieso schon seit vielen Jahren weggebrochen ist - diese ganz einfachen "irgendwas mal kurz zusammenbauen’-Websites. ‘

Durch AI wird das noch einfacher.

Aber was du auch sagst - dieses Persönliche und die Zeit: Wer hat dazu wirklich Lust? Natürlich kann man inzwischen alles selber machen.

Ich kann auch selber Marmelade kochen, ich kann mir theoretisch selber die Haare schneiden mit einem Friseur-Tutorial. Ich gehe trotzdem zum Friseur und kaufe meine Marmelade im Laden.

So muss man auch schauen, dass es nicht für jeden effizient sein wird in Zukunft, obwohl man es theoretisch könnte, auf dem Level etwas rauszuholen.

Am Ende ist natürlich wirklich dieser Unterschied mit den Details - dass man als Webdesigner etwas mehr Ahnung hat als der Durchschnittsmensch.

Du hast erzählt, dass du viele Coaches und Gründer hast. Ich finde ‘Gründer’ ist ein sehr allgemeines Wort - das kann jeder sein.

Jemand, der einen Friseurladen macht, ist theoretisch ein Gründer. Jemand, der ein Monster-Startup macht, ist auch ein Gründer.

Haben sich deine Kunden in den letzten Jahren verändert oder sind diese ähnlich geblieben?

Christine: “Gute Frage. Hat sich schon geändert - ich habe Kunden, die schon eher länger in ihrem Job sind, die das schon lange machen, meistens in der Festanstellung. Ab und an machen sie auch was ganz Neues, aber eher selten.

Es ist meistens das, was sie schon immer gemacht haben in der Festanstellung und sich dann mit dem Gleichen selbstständig machen. Die wissen ganz genau, was sie wollen und vor allem, was sie nicht wollen.

Das macht die Zusammenarbeit viel leichter, weil die auch gut vorbereitet sind und wissen, was sie auf der Website genau sagen wollen.”

Victoria: Machst du denn auch nur Websites? Du musst dann theoretisch auch was angeliefert bekommen von deinen Kunden.

Ich kenne einige Leute - das ist auch immer so eine Dauerdiskussion im Wunderland - wie man sein Angebot gestaltet. Ist man überhaupt bereit, mit einem Branding von anderen Leuten zu arbeiten, wenn du zum Beispiel sagst: ‘Das Logo geht gar nicht’ oder ‘Die Farben gehen gar nicht’?

Wobei, wie ich das gerade von dir herausgehört habe, sind die Leute eh noch davor - die meisten werden dann wahrscheinlich das gesamte Paket von dir brauchen.

Bietest du auch nur Webdesign an? Oder nur im Paket mit Branding?

Christine: “Meistens schon. Aber es gibt natürlich auch Leute, die haben schon ein Logo. Wenn die das auch schon länger benutzen, finde ich das total okay. Ich sage da nicht: ‘Ach, das finde ich aber hässlich’ - das wäre auch anmaßend.

Das Logo ist das eine, aber die ganze Website steht und fällt nicht unbedingt mit dem Logo.”


Falls du noch auf der Suche nach einem coolen Logo bist, schau dir auf jeden Fall das Video bei YouTube an:

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Victoria: Ich meinte auch Branding insgesamt. Wenn da zum Beispiel jemand mit Quietschfarben ankommt und eigentlich ruhig und royal rüberkommen will - sowas gibt es ja auch.

Christine: “Dann berate ich schon, dass man das auf jeden Fall nochmal überarbeiten sollte. Die meisten sind dann auch dafür zu haben.

Ich habe aber viele, die es selbst versucht haben - die die Website selbst zusammengebaut haben und damit überhaupt nicht glücklich sind. Die merken dann, dass viel mehr Arbeit dahintersteckt, als nur den Text reinzutippen und irgendein blau zu verwenden.

Das sieht dann schnell gemacht aus, und das ist natürlich nicht das, was sie eigentlich haben wollen.”

Victoria: Apropos ‘haben wollen’ - es ist oft so, dass das auseinanderklafft zwischen dem, was Leute haben wollen, und dem, was sie bereit sind zu bezahlen.

Wir wollten heute auch über Wertkommunikation reden, was oft mit Preiserhöhungen zusammenhängt.

Vielleicht hast du Lust, ein bisschen was zu erzählen? Das ist so ein typisches Ding - ich wette, einige sind hier, weil sie wissen wollen: ‘Wie kriegt man das hin, dass man ordentlich den Wert kommuniziert?’

Thema Wertkommunikation: Hast du Tipps, wie man am besten Preiserhöhungen und den Wert kommunizieren kann?

Christine: “Das stimmt. Mir hat es sehr geholfen, dass ich mein Angebot überarbeitet habe. Das hatte ich früher immer etwas zu rudimentär.

Ich habe zwar Beispiele gezeigt, aber dann eher so aufgeschrieben, was dabei ist - wirklich nur "die Website, so und so viele Seiten".

Das habe ich dank des Webdesign Wunderlands überarbeitet, und das hat bei mir wirklich was ausgemacht - dieses ganze Modul über ‘Wie schreibe ich ein Angebot’.

Das habe ich sehr genau umgesetzt und das hat mir sehr geholfen, weil es viel mehr Spaß macht, so ein Angebot zu schreiben. Ich mache mir dann auch meistens schon Gedanken - es ist ein sehr persönliches Angebot.

Ich schreibe dann genau, wie der Stand jetzt ist, wo die Leute hinwollen - aber nicht allgemein, sondern wirklich persönlich auf den Kunden nach dem ersten Gespräch.

Da fühlen sich die Leute schon sehr abgeholt, dass man versteht, wo die Reise hingehen soll. Das habe ich dann noch mit Beispielen hinterlegt.

Dann gibt es verschiedene Optionen - wie so ein Baukastensystem. Da gibt es den Logo-Preis, die Website mit so und so viel Seiten, oder nur einen OnePager. Es gibt das kleinste Paket, dann gibt es größere - man kann das so ein bisschen aussuchen.

Das macht es auch leichter, als zu sagen: ‘Das kostet immer so und so viel.’

Es ist auch individuell, weil manchmal, wenn schon viel da ist oder sie haben schon eine eigene Website, die man nur umgestalten muss - da weiß ich, dass das schneller gehen wird, und dann ist es individuell und zeitgleich noch so ein Baukastensystem, dass man das zusammensuchen kann.

Dann habe ich immer noch das Paket ‘Branding und Website zusammen’- das ist viel günstiger als nur die Website, weil es für mich länger dauert.

Auch wenn kein Branding gebucht ist, braucht man für das Webdesign trotzdem Branding-Elemente.”

Ach so, das heißt, es ist auch ein besserer Deal, wenn man beides bei dir kauft?

Christine: “Genau, das ist für beide Seiten viel einfacher, weil man sich dann schon kennt - es geht immer schneller und einfacher.

Ich habe auch gemerkt, dass die Kunden das natürlich besser finden, wenn alles aus einer Hand ist. Man braucht nicht jemanden für das Logo und dann noch mal einen anderen Webdesigner - ‘Wie ist das denn jetzt eigentlich abgestimmt?’

Das finden die meisten sehr gut, wenn das Hand in Hand geht.”

Victoria: Voll cool. Viele Webdesigner kämpfen auch mit den Preisen.

Ich weiß noch, was eine der ersten Websites war, die ich gemacht habe: 1.200 Euro damals oder so. Es ist bei vielen auch so, gerade wenn man schon viele Jahre im Business ist, dass man preislich irgendwann stecken bleibt.

Ich weiß aus Erfahrung mit anderen Wunderland-Teilnehmern: Gerade die, die viele Empfehlungen bekommen, bekommen oft Kunden, die die alten Preise kennen. Wenn man viel über Empfehlungen akquiriert, kennen die oft die Preise von vor fünf oder acht Jahren.

Viele trauen sich dann nicht, daraus auszubrechen - was Quatsch ist, weil allein schon die Inflation berücksichtigt werden muss. 

Hast du Tipps oder Erfahrungen, wie man es am besten kommuniziert, seine Preise zu erhöhen?

Christine: “Das stimmt, da kommen schon Nachfragen, wenn man auf einmal teurer ist. Aber das kann man gut erklären - warum das so ist. Man hat so viele Erfahrungswerte und Websites dauern eigentlich einfach immer länger, als man vorher dachte.

Wenn man vorher optimistisch ist und denkt ‘das kriegt man locker hin’, dann ist es einfach nicht so, weil es sich immer hinzieht. Man muss einen Mittelwert finden und das den Kunden gegenüber kommunizieren.

Wenn das nach dem und dem Zeitablauf so funktioniert, würde es XY Euro kosten. Und wenn dann doch noch zwei Unterseiten dazukommen, muss es einfach mehr kosten.

Man muss, glaube ich, sehr klar kommunizieren, was es ist, und wenn man teurer geworden ist, warum das so ist.

Ich habe natürlich auch sehr günstig angefangen, weil ich dachte, ich muss mir erstmal selber beibringen, wie man so eine Website baut. Ich habe selber gar nicht den Wert gesehen, dass man das alles macht.

Das war einfach viel zu günstig, sodass meine ersten Kundinnen überrascht waren, dass es noch recht günstig ist - alle hatten sich die Website viel teurer vorgestellt.

Es gibt natürlich beides: Manche sind überrascht, dass es gar nicht so schlimm ist, manche sagen: ‘Das ist viel zu teuer, ich will doch nur eine Website...’

Aber es ist viel mehr! Man muss das wie einen ganzen Laden einrichten, wenn man eine eigene Website baut und sein Angebot austüftelt.

Das ist so etwas Wichtiges. Das muss man kommunizieren - dass man eigentlich als Designer an der Seite steht und das Angebot so kommuniziert, dass es wirklich verstanden und als attraktiv angesehen wird. Es ist nicht: ‘Ich baue jetzt mal eben eine Website.’”

Victoria: Du kannst natürlich auch immer argumentieren, dass der Kunde selber das beste Beispiel dafür ist. Wenn dein Design-Kunde selbst seine Preise erhöhen will - was die meisten wollen, die eine neue Website wollen.

Die Kunden wollen irgendwie weiterkommen – entweder besser angesehen werden, ihre Preise erhöhen oder mehr Kunden. Die machen das nicht aus Spaß an der Freude.

Das ist eigentlich genau das gleiche Ziel. Das heißt, es ist eine sehr gute Fähigkeit, das zu haben - dass man Wertkommunikation auch für deren Kunden kommunizieren kann.

Christine: “Das wissen ja auch die meisten, oder viele gehen ja dann auch so daran: "Ich mache jetzt eine neue Website und das kostet jetzt so und so viel."

Aber das habe ich dann auch schnell wieder drin, weil dadurch kriege ich ja vielleicht drei neue Aufträge.

Also das ist ja dann schon so ein unternehmerisches Denken: Lohnt sich das? Was investiere ich jetzt, damit sich das dann langfristig auszahlt?

Und das ist ja dann zum Glück auch so, dass sich das meistens langfristig schon auszahlt.

Aber es ist natürlich für viele ganz am Anfang: ‘Oh, das Branding und die Website ist natürlich ein großes Paket’ und ich biete das dann oftmals auch in Ratenzahlungen an oder dass man erst mit einer kleinen Website anfängt für die, die es nicht investieren wollen.

Aber zum Glück habe ich jetzt auch viele Kunden, die einfach das ganze Paket buchen, weil sie sagen: ‘Ich mache das jetzt einmal fertig, dann habe ich das richtig und dann lohnt sich diese Investition langfristig einfach’."

Gibt es noch andere Sachen, die du in den letzten Jahren gelernt oder anders gemacht hast, die du anderen als Tipp geben würdest?

Christine: “Was ich super fand, sind die Prozesse. Also das haben wir im Wunderland gelernt, wie man die optimiert. Das fand ich super, weil ich habe selber so angefangen, habe es dann irgendwie gemacht.

Ich glaube, wenn man jetzt startet und hätte das alles an der Hand, dass es einfach ein viel besserer Start wäre.

Dieses ganze ‘Wie hole ich die Kunden überhaupt ab?’ – da hatte ich schon immer ein Workbook – dass man die richtigen Positionierungsfragen stellt am Anfang. Das finden Kunden ja auch sehr wertvoll.

Aber dass man das durchzieht, dass man die an die Hand nimmt und sagt: ‘Okay, jetzt steht die Positionierung, jetzt brauchen wir die Texte, dann in Woche so und so, kommt das und das’, dass die genau an die Hand genommen werden und dass man das so strukturiert umsetzt.

Das ist noch ein wichtiges Learning, dass man nicht sagt: ‘Ach so, ja nee, der Kunde hat jetzt gerade vier Wochen keine Zeit, dann mache ich es später.’

Das ist ja für beide Seiten totaler Zeitverlust. Also dass man diese Struktur noch deutlicher an die Hand gibt.

Also diese Struktur muss man erstmal haben und kennen, dann kann man sie ja mal verändern. Aber dass es eine generelle Struktur gibt und der Kunde sich da auch nicht ganz am Ende denkt: ‘Oh, ich habe ja noch gar keinen Text fürs Impressum’ oder ‘Oh, ich habe ja das noch gar nicht"‘ weil am Ende ist das ja sehr viel.

Da kann man auch so eine Checkliste haben: Was braucht man alles? Das ist schon sehr hilfreich.”

Victoria: Ich fand das auch total krass. Ich meine, ich mache da jetzt auch schon ein paar Jahre, die ganzen Systeme und so, aber als ich das erste Mal aufgelistet habe, was eigentlich in so einem Website-Prozess alles passiert, das ist ja absolut abgefahren, wenn man das zum ersten Mal macht.

Alle sind immer total erschrocken, wenn sie die Dokumente,  die Checklisten und die Asana-Boards sehen und so – weil dann erst richtig auffällt: ‘Wie viel mache ich eigentlich?’ Normalerweise hat man das alles im Kopf und es läuft so.

Ich finde, das ist auch tatsächlich für einen selber – ich weiß nicht, ob dir das auch so ging – aber für mich selber war das damals so: ‘Das ist ja doch ganz schön krass viel Arbeit und Wert, den ich da gerade erzeuge’, weil diese ganzen Schritte, die führt man sich ja auch sonst selber gar nicht vor Augen.

Also zumindest bei mir war das so.

Christine: “Absolut. Und dass die auch so zeitaufwändig sind. Also man denkt erst: ‘Ach so, ja gut, das Impressum, das dauert ja alles nicht lang’, aber in Wahrheit dauert es am Ende dann doch alles lang. Und auch wenn man dann noch dahinter her rennen muss oder wenn irgendwas immer fehlt, es dauert alles dann länger, als man denkt.

Das finde ich auch definitiv.”

Was würdest du den Leuten raten, die wie du ein Web- und Brandesign-Business aufbauen möchten?

Christine: “Ich würde raten, am besten ist natürlich, man hat schon erste Kunden und kann anfangen.

Meistens hat man ja welche im Freundeskreis, wo man sagt: ‘Ich probiere das mal aus’, sich ein Tool raussucht, was einem liegt und einfach mal anfängt und sich vielleicht nicht zu sehr verkopft: ‘Ich muss jetzt alles perfekt machen am Anfang’.

Es einfach ausprobiert und loslegt und dann mit den ersten Projekten die Prozesse von Anfang an vielleicht optimiert, dass man nicht irgendwas abarbeitet und denkt: ‘Ach, ich mache das dann irgendwann’, sondern dass man sich dann von Anfang an denkt: ‘Okay, so und so, das hat gut geklappt, das mache ich beim nächsten auch so.’

Und vor allem: Welche Kunden? Weil Webdesign kann man ja für alle möglichen Arten von Gründern oder auch Unternehmen machen, dass man sich raussucht, für wen würde ich das eigentlich am allerliebsten machen?

Ich finde das immer am wichtigsten, dass man nicht alles macht und eigentlich denkt: ‘Das mag ich eigentlich nicht so’, sondern dass man sich selber fragt: Was macht mir eigentlich am meisten Spaß?

Ich glaube, damit wird man auch am erfolgreichsten, indem man das macht, was einem am meisten Spaß macht.

Und wenn man da eine gute Website hat, die man einmal gebaut hat, würde ich die sofort ins Portfolio tun und dann losgehen und weitere Kunden suchen, die auch was Ähnliches wollen.”

Das ist doch ein sehr konkreter Fahrplan, den du hier geliefert hast. Vielen, vielen Dank, Christine.

 

Mehr über Christine erfährst du hier:
Sehm Brand Design

Mehr über den Onlinekurs und Community für (angehende) Webdesigner kannst du hier lesen:
Webdesigner Wunderland


Die nächsten Schritte in deinem Webdesign-Business? Lade dir hier den Fahrplan herunter:



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Preise erhöhen als Webdesigner? Interview mit Christine Sehm
 
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